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Die finnische Umweltbloggerin Julia Degerth im Interview

 

Erasmus wird immer mit Party und viel Reisen verbunden. Ich wollte aber ein bisschen mehr und habe mich nach Personen in Finnland umgeschaut, die sich mit dem Thema Nachhaltigkeit beschäftigen. Und gefunden habe ich Julia, die mit ihrem Blog „Grön i Åbo“ (http://www.groniabo.fieinen Zero-Waste Lebensstil verkörpert und voller grüner Ideen ist. Bei einem Interview hat sie mir mehr über ihr plastikfreies Leben erzählt. 

 

Wir treffen uns an einem kalten Freitagmorgen in Turku in dem Café ihrer Eltern, das durch ihren Einfluss auch veganes Mittagessen, Kuchen und für den Kaffee natürlich auch Soja Milch anbietet. Ihr Engagement begrenzt sich aber nicht nur auf ihre Familie. Das meiste, was ihr durch den Kopf geht, schreibt sie auf ihrem Blog „Grön i Abo“ (deutsch: grün in Åbo/Turku) auf. Sie erzählt, dass sie dort ihren Kindheitstraum verwirklicht, dass sie etwas in der Welt bewegen und die Klimaerwärmung stoppen kann. 

 

Der Blog ist jedoch nicht das erste Projekt, mitdem sie auf Umweltprobleme aufmerksam machen will. Ihr erstes Blogprojekt war ein sehr kritischer und verurteilender Blog, der alles anprangerte, was nicht gut für die Umwelt war. Mit der Zeit hat sie aber gemerkt, dass dies nicht gut bei den Leuten ankommt und sie einen Weg finden musste, wie man mehr Leute anspricht, die vielleicht auch noch nicht viel über das Thema Zero-Waste oder Nachhaltigkeit wissen. Das was dabei rausgekommen ist, ist ihr heutiger Blog. Dieser dreht sich sowohl um ihren Lebensstil, als auch generell um nachhaltiges Einkaufen, umweltfreundliche Produkte und natürlich auch ums Reisen. Mit eindrucksvollen schönen Bildern gibt sie dort Tipps und Hinweise, wie es auch anders geht. 

 

Während des Gesprächs mit ihr entdecke ich mehr Vorteile des nachhaltigen Lebensstils, als mir vorher bewusst waren. Julia beschreibt ihren Einkauf als spannende Entdeckungstour, da man sich bewusst auf die Suche nach unverpackten Sachen macht und man dadurch öfter auch mit den Menschen vor Ort in Berührung kommt. Viele sind neugierig, warum man eine Tupperdose an der Käsetheke dabeihat oder das Gemüse in einen Stoffbeutel packt. 

 

Julia erzählt mir auch, dass sich ihre Einstellung zu Zero-Waste über die Jahre stark geändert hat. Sie ist jetzt nicht mehr so radikal wie früher. Es gäbe Menschen, die einfach nicht plastikfrei oder ohne ein Auto leben können, sei es aus physischen oder psychischen Gründen. Ihr Verständnis von Veränderung hat sich gewandelt: Es darf alles etwas langsamer ablaufen. Sie sagt: Jeder wird es in seiner Weise und in seinem Tempo tun. Das ist eine der wichtigsten Sachen, die ich auch hinsichtlich Vegetarismus gelernt habe. Drücke niemandem eine Meinung auf, es muss von der Person selber kommen! Sie erzählt, dass ihre Familie mehr und mehr Besucher im Café habe, die nach veganen oder vegetarischen Speisen fragen. Sie erlebt dort die direkten Auswirkungen, wenn Menschen neugierig sind und nachfragen. 

 

Ein nachhaltiger Lebensstil hat viele Seiten und am Anfang ist es schwer zu beurteilen, was das Wichtigste ist oder wie man etwas ändern soll: Julia erzählt, dass sie vor allem ihren Wasserverbrauch stark reduziert hat, sie oft das Fahrrad benutzt und sie versucht plastikfrei einzukaufen. Fliegen ist eines der aktuellen Themen, mit denen sie sich beschäftigt und dass sie seit Beginn des Jahres zu vermeiden sucht. Das ist von Finnland, so weit im Norden, aber tatsächlich nicht so einfach! Reisen mit Bus und Zug sei laut Julia eine andere Erfahrung: Man lerne mehr Leute kennen und lernt bewusster zu reisen. Wer dennoch fliegen will, kann es mit Spenden an verschiedene Projekte zum Beispiel zur Aufforstung, ausgleichen. Ein heißer Tipp: die Suchmaschine Ecosia. Diese nutzt 80% ihres Verdienstes um Bäume zu pflanzen. https://www.ecosia.org 

(unbezahlte Werbung).

 

Eine wichtige Frage, die oft gestellt wird und vor allem Studenten oder Geringverdiener beschäftigt: Ist der plastikfreie Lebensstil teurer? Julias Antwort: Auf die meisten Sachen die sehr teuer sind, auf die könne man verzichten. Sie sagt aber auch, dass sie das meiste Geld für Essen ausgibt, da sie sonst fast nur Second Hand kauft und sie jetzt nur noch Sachen kauft, die sie wirklich braucht. Ich empfinde das ebenfalls als sehr wichtig und als Rat kann ich guten Herzens weiterempfehlen: Kaufe nur Sachen, die du wirklich brauchst und frage dich mehrmals, brauche ich das wirklich? Ein reduzierter Lebensstil ist immer billiger und dann kann man auch mehr Geld für Nüsse ausgeben (die in Finnland sehr teuer sind).

 

Ebenfalls ein wichtiges Thema hinsichtlich eines nachhaltigen Lebensstils ist der Veganismus, der ja als umweltfreundlichste Ernährung gilt. Julia beschreibt jedoch auch Probleme, die sich aus einer veganen und plastikfreien Ernährung ergeben, da sie Soja oder Hafermilch dann als Ersatz für Kuhmilch benutzt, diese aber in Kartons mit Plastiküberzug verpackt sind. Als sie erstmals vor diesem Problem stand, hat sie die Firma „Oatly“ (Werbung da Namensnennung) kontaktiert. Die Firma antwortete ihr, dass diese Art der Verpackung die umweltfreundlichste Alternative war, die die Firma finden konnte. Um nur ein Problem bei Glasverpackungen zu nennen: Der Rücktransport, die Säuberung und Neuettikettierung verbraucht viele CO2-Emissionen und Wasser. Julias Meinung: Man muss manchmal Abstriche beim Thema Zero-Waste machen, damit es besser für die Umwelt ist. Man muss alles immer in einem größeren Rahmen sehen und nein, da muss man nicht perfekt sein!

 

Wie man auch auf ihrem Blog lesen kann, ist Nachhaltigkeit nicht nur Verzicht, Rücksichtnahme oder einfach ein umständlicher Lebensstil. Es ist ein Lebensgefühl, das Julia ihren Lesern vermittelt. Ein Lebensgefühl, das ohne über andere zu urteilen, die schönen Seiten in einem nachhaltigen Lebensstil aufzeigt. Um mehr Menschen zu erreichen, schreibt sie nicht nur auf schwedisch, sondern auch auf englisch. Ihren Blog findet ihr unter http://www.groniabo.fi.

 

 

Hier unten habe ich euch Marken oder Seiten verlinkt, über die wir in dem Interview gesprochen haben. Alle Seiten sind aus rein privaten Gründen genannt. 

 

Die Marke „The humble“ hat Julia während ihres Interviews erwähnt und ich bin von dem Konzept überzeugt. Sie produzieren Zahnbürsten aus Bambus und ökologische Zahnpasta. Die skandinavische Firma steht für nachhaltige Herstellung.

https://thehumble.co

 

Die oben erwähnte Firma „Oatly“ produziert Soja-Milch und ist eine der bekanntesten Marken, wenn es um pflanzliche Milch geht. Sie garantieren minimalen CO2 Ausstoß, gentechnikfreie Produkte und faire Arbeitsbedingungen.

https://us.oatly.com

 

Falls ihr mal in Finnland seid und dann auch noch in die kleine Stadt Turku/Åbo fahrt, macht doch einen Abstecher in das Cafe von Julias Eltern. Sie backen die besten Zimtschnecken, die ich je gegessen habe!

https://fabbescafe.com

 

Falls ihr noch weiter Infos zum Thema Zero-waste möchtet, schaut doch einfach mal auf der englischsprachigen Website von Zero-waste vorbei. 

https://zerowastehome.com

 

Julia hat mir ebenfalls die Bloggerin Lauren Singer aus New York empfohlen, die sich schon lange mit dem Thema Zero-Waste beschäftigt.

http://trashisfortossers.com

 

 

 

Today I’m going to talk about Zero-Waste and Sustainabilty in my interview with Julia Degerth

 

The thought of Erasmus is always connected with partying and traveling. I wanted more than that and looked for people in Finland, who are into the topic of Zero-waste and sustainability and I found Julia! On her Blog “Grön I Åbo” (green in Abo/Turku) she talks about her Zero-waste lifestyle and her green ideas. I met her for an interview and she told me about her plastic free life. 

 

We meet at a cold Friday morning in Turku in a cafe, which belongs to her parents. Because of her, they have vegan lunch, cakes and soya milk. Most of her green ideas Julia writes down on her Blog. With this blog a child dream came true: „I wanted to stop climate change from happening and wanted to make a difference “. 

 

Her Blog is not the first project within the topic of environment. Her first blog project was a really critical and judgemental blog, where she was really negative about all the bad things which happens in the world. Soon she realized, that this is not the best way to persuade people. So, she had to find a way to reach more people and maybe also people, who didn´t have a clue about zero-waste before. This was the time, where she started her new Blog. There Julia talks of her lifestyle, how to shop sustainable products and also about traveling. With impressive pictures she shows ways and gives tipps for a better and a more sustainable life. 

 

While we are talking, I discover more and more advantages of the sustainable lifstyle, as I realized before. Julia describes her shopping tours as an exciting adventure, where you have to really look for unpacked stuff and often you have to speak with people. She says: often people are envious, when you bring your own box or pack the vegetables in a cotton bag. 

 

Julia tells me, that her view of zero-waste changed over the years. She is not so strict anymore. „There are people, who just can´t live zero-waste, because of diseases or disability’s. “ Her understanding of change has changed. Now she says: „Everybody will do in in their own way, in their own tempo.“ She doesn´t press an opinion on people anymore. The change must come from the inside of every person. 

 

A sustainable lifestyle has a lot of things to look at and at the beginning it´s quite hard to decide, whats the most important topic to start with. Julia tells me, that she has reduced her water consumption, she uses the bicycle more often and she trys to go zero-waste shopping. Flying is one of the new topics, she wants to change and at the beginning of the year she decided not to fly anymore or at least fly not for short distance and short trips. I have to say: from a country like Finland which is really far in the north, it´s not that easy! Traveling by bus and train is a different kind to travel, Julia says. „You get to know more people and you learn to travel with greater awareness of distances “. If you want to fly although, you can compensate it with a donation in different projects. On advice from myself: use the search machine „Ecosia“. This tool uses 80% of their income to plant trees. https://www.ecosia.org(unpaid advertisement).

 

One of the questions I get asked a lot is: Is it more expensive to live zero-waste or plastic free? Julia’s answer: „Some things are definitely more expensive like nuts or seeds (..) but the most expensive things you can live without. “ She nearly only puts money on food, because she only goes second hand shopping and she only buys things, she really need. This I also experienced while I change my attitude to a more sustainable way: you think more about what you by and question yourself a lot more, if you really need it. A reduced lifestyle is always cheaper!

 

Also a really important question (for me) in the topic of a sustainable lifestyle is the vegan diary. This is called more environmentally friendly and healthier. When Julia and I talked about it she also mentioned the problem, that a lot of the vegan products are packed in plastic. Soya- and oat milk for example are packed in cartons which are covered by plastic, so it´s not plastic-free. When Julia was confronted with the proble, she contacted the company „Oatley“. They answered, that this was the most environmentally friendly package they could find, because glass would have caused more CO2 production. To name only a few problems with glass packaging: you have to bring it back to the company, rinse it and put a new label on it. All this causes CO2 and you need a lot of water. Julia’s opinion to that: sometimes you have to think bigger and you don’t have to be perfect.

 

When you read Julia’s Blog you will realize, that a sustainable lifestyle is not only renunciation, consideration or a difficult lifestyle. It´s a feeling she gives you, without judging someone. To reach more people Julia writes in Swedish and English. The interview was held in English. 

 

Katrin